Sundair und der Flughafen Kassel Calden

VÖ: 19.07.2017 - 11:22 Uhr. Kommentare: 0

Jeder, der Kassel und Umgebung als Heimat bezeichnet, kann sich einer Frage, die seit Jahren eine hohe Brisanz besitzt, nicht entziehen: Flughafen Kassel Calden - Fluch oder Segen?
Hinzu gesellt sich eine akute weitere Frage: Wann wird die neu gegründete Fluggesellschaft Sundair ihre eigenen Maschinen in Kassel und Berlin stationieren und somit in Betrieb nehmen?

Flugzeug in der Luft

Zugegeben: Obwohl ich in Kassel geboren wurde und noch immer lebe, habe ich mich den Diskussionen, die inzwischen auch als verbitterte Glaubenskriege bezeichnet werden können - rund um den Flughafen Kassel Calden (KSF) entzogen. Insofern habe ich letztlich keinerlei fundiertes Detailwissen über die aktuelle Situation am politischen Prestigeprojekt, das - je nach Gruppierung - als regionales Wirtschaftswunder oder eben als Geldverbrennungs-Anlage betrachtet wird. Da ich jedoch auch Urlauber bin, der bereits im Jahr 2015 von Kassel nach Heraklion (Kreta) geflogen ist und bereits für den Spätsommer 2017 einen entsprechenden Flug von Kassel nach Griechenland gebucht hat, versetzen mich die aktuellen Medienberichte in Angst und Schrecken. Mit Recht?

Bereits vor zwei Jahren war ich skeptisch. Als wir im September 2015 erstmals von Kassel Calden aus in Richtung griechische Inseln abhoben, saßen wir in einem Airbus der mir bis dato völlig unbekannten Fluggesellschaft Germania. Obwohl ich nicht unter Flugangst oder ähnlichem leide, hatte ich bis kurz vor Reiseantritt ein mulmiges Gefühl. Eine unbekannte Fluggesellschaft, ein frisch in Betrieb genommener Flughafen und die nur wenige Monate zurückliegende Tragödie des Germanwings-Flug 9525 können einem die Vorfreude auf einen Flug gen Mittelmeer definitiv nehmen. Da hilft es auch nicht, wenn der ehemalige Bundesfinanzminister Hans Eichel mit an Board geht.
Letztlich muss ich jedoch resümieren, dass die Kreta-Reise im September 2015 die mit Abstand entspannenste Urlaubsreise aller Zeiten war, was natürlich auch auf die extrem kurze Anreisezeit zum Flughafen zurück zu führen ist. Von Kassel Harleshausen nach Kassel Calden schafft man es mit dem PKW in weniger als 10 Minuten.
Und auch die Fluggesellschaft "Germania" kann ich nur in den höchsten Tönen loben, da Hin- wie Rückflug im Zeichen von gutem Service und freundlichem Boardpersonal stand, von dem sich die ein oder andere vermeidlich renommierte Fluggesellschaft ein sprichwörtliches Scheibchen abschneiden sollte.

Sundair: Die große Unbekannte

Heute - knapp zwei Jahre später - beginnt das Hoffen und Bangen auf ein Neues. Die Partnerschaft zwischen der "Germania" und dem Flughafen Kassel Calden ist Geschichte und im letzten Jahr sah es (mal wieder) so aus als ob "KSF" der Beerdigung nahe ist - zumindest was den Linien- und Urlaubsflieger-Verkehr angeht.
Umso (positiv) überraschter war ich Ende des Jahres 2016, als an Litfaßsäulen und Werbetafeln in und um Kassel die markante Botschaft zu lesen war:

Ab Sommer 2017 mit Sundair von Kassel Calden nach Mallorca, Gran Canaria, Teneriffa, Kreta, Fuerteventura und Hurghada

Da ich - wie damals bei "Germania" - mit der Fluggesellschaft "Sundair" rein gar nichts anfangen konnte, bemühte ich am heimischen Laptop die Suchmaschine:

  • Sundair: Gegründet im Frühjahr 2016? OK, also wirklich ein neuer Player am Markt.
  • Sundair: Gegründet von einem ehemaligen Geschäftsführer, dessen Namen ich bislang nicht hörte (Marcos Rosello). Gleiches gilt für das geführte IT-Unternehmen namens "Air 41".
  • Sundair: Nimmt den Betrieb mit zwei geleasten Flugzeugen vom Typ Airbus A320 auf? OK, zwei Flugzeuge sind nicht viel, jedoch erzeugt Masse nicht zwingend Klasse.
  • Sundair: Der Reiseveranstalter Schauinsland-Reisen hält 50% der Firmenanteile? OK, der Reiseveranstalter ist mir bekannt, es wurden bereits Reisen über diesen gebucht und bislang gab es bei diesen auch keinerlei Beanstandungen.

Auf den ersten Blick gibt es somit keine negativen Eindrücke, die man von der neuen Fluggesellschaft erlangen könnte. Insofern fiel es mir auch nicht schwer im April 2017 eine weitere Reise zu buchen, die flugtechnisch abermals von Kassel nach Heraklion stattfinden wird.

Wenn ich mir nun allerdings die kursierenden, überwiegend lokalen Berichte betrachte, kann von Urlaubs-Vorfreude kaum die Rede sein. Zum aktuellen Zeitpunkt kann offenkundig nicht einmal garantiert werden, dass Sundair wirklich von Kassel in Richtung Kreta abheben wird. Zumindest aber ist unsicher, ob der gebuchte Flug zum angegebenen Zeitpunkt stattfinden wird, ob er in einer Maschine von Sundair durchgeführt wird und ob der Flughafen Kassel Calden wirklich der Ort sein wird, in der wir den Flieger besteigen.

Verschobene Flüge, stornierte Flüge, auf andere Airlines übertragene Flüge, von Kassel auf andere Flughäfen verlegte Flüge: All diese Meldungen liest man in regionalen Medien sehr häufig. Hinzu kommen die zum bereits erwähnten Glaubenskrieg gehörenden Userkommentare, die - je nach Position und Einstellung - vom hoffnungsvollen "wird schon werden" bis hin zum pessimistischen "Sundair und Kassel Calden sind erledigt" reichen.
Ich selbst sehe mich aktuell auf der Skeptiker-Seite. Immerhin muss man feststellen, dass die Sundair eigenen Flugzeuge noch nicht in Betrieb genommen wurden und einige der bislang erfolgten Flugreisen von Fremdgesellschaften übernommen wurden. Ende Juli soll es nun aber soweit sein, so kommuniziert es zumindest Sundair selbst auf der offiziellen Facebook-Seite, die unter fb.me/sundair abgerufen werden kann.

Schon gebucht?

Sollten Sie ebenfalls eine Flugreise für das Kalenderjahr 2017 gebucht haben, bei der Kassel Calden als Abflughafen fungiert, würde es mich freuen, wenn Sie Ihre Emotionen und Erfahrungen zum Ausdruck bringen würden. Bitte nutzen Sie hierfür die Kommentarfunktion.

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